Das Weihnachtsgeschenk
Die Armut entdeckt ihren Reichtum  /  Eine Erzählung von Walter Scholl

Im Gegenteil. Sie fing plötzlich an zu weinen Zuerst dachte er, es wären Freudentränen Als aber Lydia immer heftiger schluchtze sprach er: „Es ist deine Halskette, sie gehört dir. Du wünschest dir doch immer eine Kette für deinen Anhänger. Freust du dich denn gar nicht?"
Als Lydia endlich gestand, daß sie den Anhänger heute verkauft hätte, um ihm ein Weihnachtsgeschenk kaufen zu können, öffnete auch Heinz sein Päckchen.
Als die Uhrkette zum Vorschein kam, wurde Heinz plötzlich ganz bleich. Lydia be-obachtete ihn aufmerksam. Aber nach wenigen Sekunden brach Heinz in ein frohes und befreiendes Lachen aus. „Komm her, Lydia", sprach er, „laß uns unsere Geschenke auf die Seite legen, diesen Abend wollen wir nicht vergessen".
„Ja freust du dich denn gar nicht über die Uhrkette?" fragte Lydia. „Doch, ich freue mich wirklich", lachte Heinz, „aber ich habe heute meine Uhr verkauft, um für dich die Halskette kaufen zu können."
Bei Heinz und Lydia wurde es der glücklichste Weihnachtsabend ihres Lebens. In ihrer Armut hatten sie einen  Reichtum

Der „Stern von Bethlehem"
Eine Begegnung vor 1956 Jahren

Eine Mark und siebzig Pfennige hatte Lydia noch. Sie zählte das Geld dreimal. Es stimmte. Es waren genau eine Mark und siebzig Pfennige. Und morgen war Weihnachten. Lydia wußte keinen Rat und Tränen traten ihr in die Augen.
Sie hatte schon schönere Tage gesehen, aber seitdem ihr Mann seine Stellung verloren hatte und nur noch Gelegenheitsarbeiten ausführte, war auch die Armut bei ihnen eingekehrt. Einmal ins Kino zu gehen, oder gar ein Theaterstück anzusehen, konnten sie sich schon lange nicht mehr leisten.
An diesem Nachmittag stand Lydia am Fenster und schaute mit traurigen Augen dem Treiben der Schneeflocken zu. Schon seit Tagen schneite es. Ueberall besorgten die Leute ihre letzten Weihnachtseinkäufe. Und ihre ganze Barschaft betrug noch eine Mark und siebzig Pfennige. Schon seit Wochen sparte sie. Und dies war das Resultat. Sie hätte zu gerne ihrem Heinz ein Weihnachtsgeschenk gekauft. Aber mit einer Mark und siebzig Pfennigen konnte man nicht viel anfangen. Sie wußte wirklich keinen Rat. Den kleinen Lohn, den ihr Mann heute nach Hause bringen würde, brauchte sie dringend zum täglichen  Leben.
Sie hatte von ihrem Eigentum nichts mehr zu verkaufen. Die wenigen Wertsachen waren in letzter Zeit alle den gleichen Weg gegangen. Das Leben war ja so teuer. Schon lange sparten sie gemeinsam, wo sie nur konnten. Die Gas- und elektrischen Rechnungen wurden kleiner, die Zeitung abbestellt. Nur das Notdürftigste gekauft. Und trotzdem reichte es nicht. Das Einzige, was sie noch an Wertsachen ihr Eigentum nennen konnten, war Heinzens Taschenuhr und ihr Anhänger, den sie einmal von der Mutter geerbt hatte. Es war dies ein sehr schöner Anhänger und sie hätte ihn zu gerne getragen, aber sie hatte keine Halskette dazu. Nie konnte sie sich eine kaufen.
Plötzlich versiegten ihre Tränen. Nun wußte sie einen Auswag. Ihre Mutter würde ihr bestimmt nicht böse sein, wenn sie den Anhänger verkaufen würde. Sie konnte auf einen Halsschmuck verzichten, sie kam ja doch nirgends hin. Aber Heinz könnte sie damit eine Weihnachtsfreude machen. Sie könnte ihm dann die Uhrkette kaufen, die er sich schon so lange wünschte. Ob man wohl für den Erlös eine Uhrkette erhalten würde?
Rasch zog sie sich an. Sie trat vor den Spiegel und brachte ihr verweintes Gesicbt und Hie Haare in Ordnung.
Sie wußte ein Geschäft, dessen Besitzer derlei Sachen kaufte. Auf dem Wege dorthin kam sie auch an einem Uhrengeschäft vorbei. Dort waren sehr schöne Uhrketten im Schaufenster. Eine Kette zu zwanzig Mark gefiel ihr am besten.
Als Lydia um einige Häuserblocks weiter ein Geschäft betrat und ihren Anhänger zum Kauf anbot, spürte sie, wie ihr Herz schneller ging. Was würde sie dafür bekommen? Der Besitzer des Geschäftes untersuchte den Anhänger genau. Er bot schließlich 25 Mark Lydia nahm ohne weiteres an. Ueberglücklich verließ sie das Geschäft.
Die Uhrkette war schnell gekauft. Rasch besorgte sie noch einige kleine Einkäufe. Sie fühlte sich reich. Jetzt hatte sie ja noch sechs

Mark und siebzig Pfennige. Auch ein kleines Weihnachtsbäumchen erstand sie und ein paar kleine Kerzen.
Als sie zu Hause ankam, richtete sie rasch den Gabentisch und machte das Abendessen fertig. Sie freute sich in Gedanken schon über die Freude von Heinz, wenn er unter' dem Weihnachtsbaum die Uhrkette finden würde
Bald mußte Heinz nach Hause kommen. Er sollte eigentlich schon da sein, aber wahrscheinlich hatte er sich etwas verspätet.
Als Lydia fertig war. überschaute sie noch einmal alles. Wenige Minuten später kam Heinz. Er war in ausgelassener Stimmung. Auch er hatte ein kleines Päckchen unter den Weihnachtsbaum.
Als die Kerzen des kleinen Baumes in hellem Glanz erstrahlten, öffnete Lydia mit zitternden Händen ihr Päckchen. Erwartungsvoll blickte Heinz seine Frau an.
Als sie die Halskette in den Händen hielt, war Heinz enttäuscht, als er in das Gesicht seiner Frau sah. Sie freute sich ja gar nicht.

Ein wunderbares Schauspiel am Nachthimmel hat vor fast 2000 Jahren die damalige Menschheit tief bewegt. Es war dies ein astronomisches Geschehen, dem in der Kultur- und Religionsgeschichte eine ungewöhnliche Bedeutung zukam und das als „Stern der Weisen" oder auch als „Stern der heiligen drei Könige" loch heute bekannt ist.
Im Evangelium des Matthäus steht u. a. geschrieben: „Da Jesus geboren war zu Bethlehem, da kamen die Weisen vom Morgenland gen Jerusalem und sprachen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen,  ihn   anzubeten . .     !"
Jahrhundertelang hat dieser Stern der Weisen die Menschheit beschäftigt. Bekanntlich spielte bei den alten Völkern die Himmelsbeobachtung auch im religiösen Leben eine große Rolle. Die „Weisen aus dem Morgenland" waren vermutlich Astronomen oder Magier, die das Schicksal der Menschheit in den Sternen zu lesen suchten. Und da im Geschehen am Himmelszelt eine wunderbare Regelmäßigkeit herrscht, können wir heute nach fast 2000 Jahren, ziemlich genau feststellen, was sich damals astronomisch ereignet haben muß.
Seit Kepler die Planetenbahnen errechnete. wissen wir, daß im Jahre 7 vor unserer Zeitrechnung eine dreimalige Begegnung (Konjunktion) von Jupiter und Saturn stattfand und zwar im Sternbild der Fische. Nun war der helle Jupiter damals der ,,Königs-stern" (astrologisch gesehen) und der Saturn galt als der besondere Stern des jüdischen Volkes. Kein Wunder, daß die Magier diese Begegnung der beiden Sterne — noch dazu im 3ternbild der Fische, also des „Westlandes" — als die Geburt eines zukünftigen Königs der Juden deuteten.
Solche Begegnungen zwischen Jupiter und Saturn ereignen sich alle 20 Jahre, aber nur alle 260 Jahre kommt es dabei zu einer auffallenden Himmelserscheinung, nämlich dann wenn beide Planeten auch in Opposition zur Sonne stehen. Wenn sie sich da begegnen, gib! es ein wunderbares Schauspiel am Nachthimmel. Die beiden Planeten sind dann rückläufig, so daß sich der schneller bewegende Jupiter zwei oder dreimal zum langsameren Saturn zu und wegbewegt, zu ihm also wiederholt in Eng-Stellung kommt.
Schon bei der Geburt des Moses, so glaubte man damals fälschlich, soll es eine solche Sternenkonstellation gegeben haben, so daß im Jahre 7 v. Chr. diese „Moses-Konjunktion" auf die Mittelmeer-Völker den tiefsten Eindruck machte. Daß es sich bei dieser Konjunktion nicht um das Jahr Null, sondern um das Jahr 7. V Chr. handeln mußte, haben die Astronomen genau errechnet; übrigens wird dieses Jahr 7 v. Chr. als das wahrscheinliche Jahr der Geburt Christi seit langem angesehen. Und am 12. April des Jahres 7 v. Chr. wurden die Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische zum erstenmal gleichzeitig sichtbar. Sie näherten sich dann einander, standen Anfang Juni in Eng-Stellung, näherten sich rückläufig wieder am 3. Oktober und vereinigten sich Anfang Dezember des Jahres 7 zum drittenmal zur Eng-Stellung, diesmal am Abendhimmel gut sichtbar. Die ganze Himmelserscheinung dauerte also sechs Monate. So ist es verständlich daß die „Weisen" aus dem Morgenland wochenlang umherzogen, um das „Königskind" zu finden und daß sie dabei auch nach Bethlehem kamen, gerade recht, um die Geburt Christi mitzuerleben.
Andere Forscher haben die Vermutung geäußert, daß es sich damals nicht um eine Konjunktion zweier Sterne, sondern um das plötzliche Aufleuchten eines neuen Sterns, einer Nova oder einer Supernova gehandelt habe. Der Gelehrtenstreit darüber ist heute noch nicht 

An den
verkaufsoffenen Sonntagen,
den 8. und 15. Dezember
sind Eddelaks Geschäfte geöffnet

Stilles Glück
So sieht das also am Morgen des Nikolaus-Tages aus, wenn unser Hänschen — die Erwachsenen haben nicht geflunkert! — tatsächlich wohlgefüllte Schuhe vor der Zimmertür findet. Welch ein stilles Glück! Aus dieser Pose weltentrückten Genießens läßt man sich nicht einmal durch den Vater aufschrecken, der mit Camera und Blitz schon ungeduldig gewartet hat, um der Familienchronik den fälligen Schnappschuß anzugliedern.

Hier gibt es etwas  zu raten!

Auf der folgenden Seite befindet sich an der gleichen Stelle wie dieser Text ein Lösungsvordruck. Was man mit ihm anfangen soll?
Nun, es ist in diesem Jahre nicht ganz einfach, man muß schon ein bißchen knobeln und tüfteln. Aber am Ende winken Gewinne, die sich auf dem Weihnachtstisch prächtig ausnehmen werden.
Wenn Sie, liebe Leserin und lieber Leser, den „Eddelaker Weihnachtsanzeiger" erst einmal richtig durchstudiert haben, dann warten Sie die nächste Stunde ab, wo es freundlich und trocken draußen ist. Sie wandern dann durch die Straßen Eddelaks und sehen sich die Schaufenster der hier auf der Rückseite aufgeführten Geschäfte ganz genau an. Da findet sich in jedem Schaufenster — mehr oder weniger versteckt — ein artfremder Artikel. Diese Artikel notieren Sie sich und tragen sie dann in den Lösungsvordruck ein.

Aber damit noch nicht genug, nun haben Sie noch die zweite Hürde zu nehmen. In den Anzeigen sind artfremde Buchstaben versteckt, die aneinandergereiht einen Werbespruch ergeben. Diesen Werbespruch tragen Sie ebenfalls im Lösungsvordruck ein.
Nur Mut, ein bißchen die Buchstaben mal so und ein bißchen mal so, dann kommt es auf einmal ganz klar heraus. Damit Sie nicht beim ersten Buchstaben gleich versagen, bauen wir eine goldene Brücke: „W" ist der erste Buchstabe.
So, nun die Lösung rechtzeitig bis zum 16. Dezember bei Ihrem Kaufmann abgegeben und warten, ob die Glücksgöttin Ihnen dieses Mal beigestanden hat!

Weihnachtsanzeiger Seite 3